Spokenword-Track „Fallzeit“ auf Bandcamp veröffentlicht

Ich schreibe seit meiner Jugend: Gedichte, Kurzgeschichten, Essayistisches, Gedankenbänder. Später dann auch von Zeit zu Zeit journalistische Artikel. In Wörtern finde ich Zuflucht, beim Schreiben kann ich mich verlieren. Zumindest so lange die Texte nicht wissenschaftlich sein müssen.

Lyrik war für mich dabei stets eine Konstante. Es ist für mich die direkteste Art und Weise meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, sie hilft mir zu heilen. Letztes Jahr erst konnte ich mein Gedicht „panik.“ in der „Lockdownlyrik“-Anthologie des Berliner Trabanten Verlags veröffentlichen. Es ist ein Gedicht, das mir zu Höchstphasen der Pandemie half, meine Angst vor den anderen Menschen als potentielle Ansteckungsquelle in Worte zu fassen.

Musik ist eine weitere meiner kreativen Leidenschaften. Zwar ist die Zeit des aktiven Musizierens aus Kindheit und früher Jugend weitestgehend vorbei, die Passion für den klanglichen Raum, für Kommunikation und Ausdruck mit Tönen ist aber geblieben.

Spoken Word, also das öffentliche Performen von Gedichten oder gedichtsähnlichen Erzählungen, verbindet meine Liebe für Lyrik und Musik.

Das erste Mal kam ich mit Spoken Word während eines Auslandsemesters in Nairobi in Kontakt. Ich war fasziniert von den jungen kenyanischen Poet:innen, die ihre Gedichte in aller Öffentlichkeit jeden dritten oder vierten Sonntag bei Street Poetry Nairobi zum Besten gaben. Manche erinnerten an Prediger:innen, andere an Rapper:innen, bei wieder anderen vermischte sich die Lyrik mit Gesang und Gitarrenbegleitung. Was hier performt wurde war politisch, bewegend, auch schmerzhaft. Für jemanden wie mich, der aus dem von Poetry-Slams gebeutelten Deutschland kam, war das etwas völlig neues.

Fast sieben Jahre später habe ich nun in Zusammenarbeit mit dem Berliner Beatmaker Retroflexus einen eigenen Spoken-Word-Track kreiert. „Fallzeit“ wurde am 26. Januar 2022 von uns auf Bandcamp released. Listen and enjoy. Und nicht vergessen – show some love and leave some feedback!

Link zum Track: https://korrrilla.bandcamp.com/track/fallzeit

Titelbild veröffentlicht – „Crossings and Comparisons in African Literary and Cultural Studies“

Mitte Februar veröffentlichte der Wissenschaftliche Verlag Trier (wvt) den Sammelband „Crossings and Comparisons in African Literary and Cultural Studies“, welcher von Susanne Gehrmann und Pepetual Mforbe Chiangong herausgegeben wurde und in der Serie Literaturen und Kunst Afrikas (LuKA) erscheint. Ich freue mich sehr, dass es eine meiner Fotografien aufs Titelbild geschafft hat.

Im Fokus des Sammelbands stehen afrikanische Werke aus Literatur, Drama, Musik, Film und dem Digital Space, in denen unterschiedliche afrikanische und/oder europäische Sprachen aufeinander treffen. Das Buch betont die Notwendigkeit multilingualer Literaturwissenschaft, insbesondere innerhalb der afrikanischen Literaturwissenschaft, und wartet mit Beiträgen von Wissenschaftler:innen von Universitäten aus Deutschland, den USA, Nigeria, Togo, Österreich und Kenia auf.

Weitere Informationen zum Buch: http://www.wvttrier.de/top/Beschreibungen/ID1791.html

#Lockdownlyrik: 100 Gedichte von 100 Autor:innen

100 Texte von 100 verschiedenen Autor:innen wählte die vierköpfige Jury für den Lyrikband „#Lockdownlyrik: 100 Gedichte von 100 Autor:innen“ aus. Die Gedichte erzählen von Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchten und düsteren Lockdowntagen. Neben Texten von bekannten Autor:innen wie Sibylle Berg, Ulrike Almut Sandig oder Thomas Gsella hat es auch mein Gedicht „panik. |“ in das Buch geschafft:

panik. | 
panik im angesicht von |
menschen, | links, rechts, überall
| dicht auf dicht | gedrängte panik
| zeigt sich | unzulänglich ist | der
öffentliche transport aller, die |
ohne entsprechende finanzmittel
| leben, arbeiten, fahren, leben |
ein date mit corona | in zeiten der
krise | hilft keine panik.

© Daniel Koßmann

Lissabon, the new Berlin?

Wir sitzen kurzärmelig in der Sonne, essen Brötchen und Käse aus dem Supermarkt. Wir sind in Lissabon, knapp 2313 Kilometer Luftweg entfernt von Berlin. Weit genug weg, um diesen hässlich-grau-bedrückenden Betonkoloss zu vergessen. Diesem Wald ohne Blätter, in dem geblendete Nachtfalter umherirren und davon träumen Schmetterlinge zu sein.

Es ist Februar. Das Gras, die Bäume, die Steviablätter auf der Saftpackung – alles saftig grün. Vor uns liegt der Parque Eduardo VII, dahinter die Fassaden einiger Edelhotels. Obwohl der Marquês de Pombal, ein sich als Orientierungspunkt gut eignender Kreisverkehr, nur wenige Meter von uns entfernt ist, hören wir nichts. Ab und an ein Flugzeug, das über die Häuserfront auf der anderen Parkseite fliegt, ansonsten nur Vögel und Sommersummen.

Wir laufen. Laufen weiter. Und weiter. Immer wieder stolpern wir über Plätze mit Kiosken, in denen Kaffee statt Zeitungen verkauft wird. Kein Automatenkaffee-To-Go, sondern frischer gemahlener, in verchromten Espressomaschinen gebrühter Kaffee. So sitzen wir, mit einem bica in der einen und einem Pastéis de Nata/Belém in der anderen Hand, auf kleinen, vom Touristenschwall verschonten Plätzen. Laufen, sitzen, trinken: Uma bica, den ganzen Tag.

Schnell ist uns klar, diese Stadt hat etwas, was andere europäische Städte nicht haben. Etwas, das sich nur schwer in Worte packen lässt, uns aber nur aus außereuropäischen Städten bekannt ist. Lissabon ist besonders. Vielleicht ist es die außergewöhnlich durchmischte und von Experimenten zeugende Architektur, vielleicht die innerstädtischen Kontraste, die soziale Vielfalt. Ganz sicher nicht einfach das Wetter.

Sicherlich, auch Lissabon wird gehypt. Die Stadt erlebt einen regelrechten Tourismusboom und das nicht erst seit gestern. Da immer mehr Wohnungen dem regulären Wohnungsmarkt entzogen werden sind immer mehr Alfacinhas mit Wohnungsproblemen konfrontiert. Wer über das Geländer der hippen LX Factory gleich neben der imposanten Ponte 25 de Abril (Brücke des 25. April) läuft, einer ehemals wohl alternativen Kreativhochburg, fühlt den Hype. Hier läuft herum, wer – aus welchen Gründen auch immer – nicht gerade in Neukölln, Kreuzberg oder Friedrichshain ist.

Als wir eines Abends auf einen Drink im tatsächlich alternativ wirkenden Crew Hassan sitzen, Selecta Orka an den Plattendesks, überhören wir das Gespräch einer Gruppe junger Internationals: „Lisbon is the new Berlin“. I do not hope so.

Fotos: © Daniel Koßmann

Auf Bouldertour durchs sächsische Bahratal

Fontainebleau das ist der Boulder-Traum. Einzigartig ist es, aber eben doch auch recht weit weg: Knapp 1000km von Berlin. Zu weit weg. Also doch lieber in die Sächsische Schweiz zum Bouldern. Sächsische Schweiz? Ja, denn gleich „ein ganzes Tal voller Blöcke und Felsmassive aus bestem Sandstein“ lockt mit vielversprechenden Gebieten wie Gulag, Schlachthof, Hammertor, Fuck oder der kleinen Bastei.

Von Berlin aus ist das Bahratal gerade einmal knapp 200km entfernt. Was mit dem eigenen Auto bei günstiger Verkehrslage gerade einmal zweieinhalb Stunden Anfahrt dauert, zieht sich mit den Öffentlichen leicht: Zug nach Dresden, Regionalzug nach Pirna, Bus nach Bahra. Knapp eine Stunde länger ist mensch so unterwegs. Eine Bergstraße folgt der anderen, führt hinein in die Sächsische Schweiz, immer weiter Richtung deutsch-tschechische Grenze. Noch kurz über eine weite Hochebene voll strahlender Weizenfelder, schon erblickt mensch das Ortsschild. Als wir als wir aussteigen, grüßt uns der Busfahrer noch zum Abschied, dann fährt er alleine weiter.

Bahra leitet sich vom althochdeutschen „bar“  und „para“ ab und bedeutet in etwa leere Fläche, Öde oder auch Waldblöße. Wald umgibt uns, leer sind die Straßen und irgendwie öde, wenn auch lieblich. Der Name passt.

Ankunft im Dorf. Bis zu unserer Unterkunft sind es nur ein paar Meter. Hier zwischen Flussrauschen und Waldbad schlagen wir unser Zelt auf. Die Wiesen sind saftig-grün, der Himmel blau, wir alleine auf dem Zeltplatz und der nächste Supermarkt nur 45 Minuten zu Fuß entfernt. Da wir Hunger haben, auf unnötiges Gepäck aber verzichten wollten und der Bus nur ein paar Mal täglich fährt, bleibt uns nichts anderes übrig als loszulaufen.

H-Milch und kein Bio. Die Produktauswahl ist mager, aber ausreichend. Frische Milch rentiere sich hier einfach nicht, sagt uns die Verkäuferin. Auf dem Rückweg reißen wir hier und da ein paar Nazisticker ab. Zur Erholung gibt es später Sonne und frisch gekauften Instantcoffee. Krafttanken für Waldabenteuer. Ich überprüfe mein Kameraequipment, ziehe die Wanderschuhe an, André schultert das Crashpad. Wir laufen los.

Fotos: © Daniel Koßmann